Die Erinnerung an Kriege, Kriegsursachen und Kriegsverbrechen, an Völkermord, Vertreibung und Gewalt auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschung und die Verantwortung für Gerechtigkeit gegenüber den Opfern, für die Sicherung des Friedens und für gangbare Wege der Versöhnung gehören zu einer demokratischen Gesellschaft und zur politischen Bildung eines jeden.
Die erreichten Erfolge in der Vergangenheitsbewältigung und der Versöhnung sind zunehmend gefährdet durch populistische Bewegungen und Versuche revisionistischer Umdeutungen von Geschichte, durch die Tendenzen verstärkt national orientierter Politik in vielen Ländern und eine intensivierte wirtschaftliche Konkurrenz in der globalisierten Welt. Zugleich existieren ungelöste territoriale Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen an vielen Orten der Welt, und es werden die gemeinsamen globalen Herausforderungen und Probleme in Frage gestellt und supranationale Institutionen praktisch geschwächt.
Die bislang praktizierte Erinnerungskultur und Gedenkstättenpädagogik steht zusätzlich vor neuen Herausforderungen: Verlust der Zeitzeugen, wachsende zeitliche Distanz und Veränderungen der politischen Problemstellungen, Wandel des Medienkonsum und der Ansprechbarkeit junger Menschen. Zugleich lassen sich empirisch bei der jüngeren Generation Defizite einer historisch-politischen Bildung, das heißt mangelnde Kenntnisse der Vergangenheit und Vergangenheitsbewältigung der eigenen wie auch anderer Kulturen und Regionen feststellen, deren Ursachen unter anderem fehlende Kenntnis fremder Kulturen und fehlendes Wissen um internationale Konflikte bei Lehramtsstudierenden, jungen Lehrerinnen und Lehrern sind.
Inhalt des Workshops ist die Auseinandersetzung mit den Varianten des Umgangs mit der Vergangenheit in Deutschland und in Japan und den gemeinsamen Herausforderungen in einer globalisierten Welt. An dem wissenschaftlichen Workshop sollen vor allem junge, in der Lehrerbildung engagierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland und Japan teilnehmen. Der Workshop dient der wissenschaftlichen Reflexion und dem interkulturellen Dialog und Erfahrungsaustausch. Ein solcher erfahrungsbasierter und wissenschaftlicher Dialog zwischen Deutschland und Japan ist bislang Desiderat und in Hinblick auf die dargestellten Gefährdungen der Gegenwart dringend geboten. Der gemeinsame Besuch von erinnerungspolitisch zentralen Gedenkstätten und Museen in Tokyo ist ein Teil des Dialogs und der wissenschaftlichen Auseinandersetzung im Workshop.
Workshop: “Remembrance – Responsibility – Reconciliation. New Challenges for Education in Germany and Japan”
Date: 1-2 October 2019
Venue: Sophia University Tokyo, Yotsuya Campus, Building 10, Room 301
Kooperation: Technische Universität Dortmund; Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), Büro Tokyo